Orgonomie - das Ende einer Freiheitsbewegung
von John Joachim Trettin
*******************************************************
"Der Sozialismus ist am Ende!"- diesen Ausspruch äußerte Wilhelm Reich 1953 gegenüber einem Mitarbeiter und nahm damit bereits inhaltlich vorweg, was spätestens 1989 für alle praktisch sichtbar wurde- der Zerfall des Ostblocks und der endgültige Niedergang der sozialistischen Hoffnung einer Generation.-
Dasselbe könnte man heute, 1997 von der Orgonomie als einer mißlungenen Freiheitsbewegung selber sagen. Wahrscheinlich starb sie bereits mit Reich selbst Ende der 5oger Jahre und wir Europäer mußten durch eine lange Kette von Erfahrungen gehen um dieses Ende am eigenen Leib zu erleben. Gewöhnlich spricht man über solche Ereignisse nicht, versucht sie zu verschweigen und erschwert damit den historischen Lernprozess. Doch es ist eine Tatsache: Die Orgonomie als Freiheitsbewegung ist am Ende. Sie ist tot! Viele Konservative würden hier verschärften Einspruch erheben und gar behaupten, die Orgonomie wäre niemals eine Freiheitsbewegung gewesen, sie sei nur eine Wissenschaft und sogar der Feind krankhafter liberaler Freiheitsbewegungen.
Damit würden sie sich auf einen Standpunkt stellen, den Freud bereits in den 20er Jahren einnahm, indem er den wissenschaftlichen Charakter einer Gesellschaftsverbesserung grundlegend leugnete und stattdessen behauptete, Naturwissenschaft habe nichts mit Gesellschaftswissenschaft zu tun.
Wir wissen heute, daß Freud das tat, weil er für sich keine Gesellschaftsperspektive bezüglich seiner naturwissenschaftlichen Erkenntnis der Libido sah. So etwas bleibt nicht ungestraft und hat Folgen, die auch auf den naturwissenschaftlichen Anteil übergreifen. Bei Freud war es die Hypothese des Todestriebes, der bald dem Eros als gleichwertig gegenübergestellt wurde.
Konservative Personen haben oft eine ausgeprägte Tendenz zum Stillstand und so verfolgte Freud Reich, der seine (Freuds-)eigene ursprüngliche Theorie vertrat, und versuchte ihn zu diskreditieren, wo immer er konnte. Auch vor einem Anbiedern bei den Faschisten wurde nicht haltgemacht, die den Todestrieb nicht theoretisierten, sondern eifrig praktizierten.
Dabei hatte alles so vielversprechend begonnen. Die sozialistischen Erkenntnisse von Engels und Marx ließen keinen Zweifel über die gesellschaftliche demokratische Arbeit und der unvereinbaren Trennung von Besitzenden an Produktionsmitteln und wertproduzierenden Arbeitenden.
Doch dieser Theorie fehlte der ökonomische psychische Produktivitätsfaktor, der Libido, die auch erst verständlich machte warum der Mensch seine Freiheit auch gesellschaftlich nicht verteidigen konnte.
Freud erbrachte diese Theorie in Ansätzen, schreckte jedoch vor ihren gesellschaftlichen Konsequenzen zurück. "Die Kultur ginge vor" meint er und drückte damit die Angst vor den Abgründen der deformierten Seele aus, die er als Psychiater gut kannte.
Diese Tatbestände, das Fehlen eines wissenschaftlichen Verständnisses des subjektiven Faktors in der Soziologie, sowie Freuds Weigerung soziologische Konsequenzen aus der Psychoanalyse zu ziehen, führte zu einer neuen Freiheitstheorie, die Reich die sexuelle Revolution nannte und deren Theorie vor allem auf seiner Entdeckung der sexuellen Potenz basierte, die die Basis individueller, sowie sozialer Freiheit und Rationalität darstellte.
In den 3oer Jahren versuchte er dieses neue Gesellschaftsbild über die Sex-Pol-Bewegung in der Gesellschaft zu etablieren, später auf noch breiterer Ebene unter dem Begriff "Arbeitsdemokratie", die nach der kommunistischen Katastrophe völlig auf politische Organisationen verzichtete und sich stattdessen an den Intellekt und die Bereitschaft zur Rationalität aller Arbeitenden richtete. Umsonst !!!
Nach der 1940 entdeckten Orgonstrahlung faßte Reich seine Erkenntnisse aus der Naturwissenschaft, Psychologie und Soziologie unter den Begriff Orgonomie zusammen.
Historisch kann man die Orgonomie als Nachfolger des Dialektischen Materialismus verstehen, doch zu einer Massenbewegung wurde sie nicht. Trotzdem war jeder, der mit ihr in Kontakt kam und ihre Tiefe verstand tief berührt und erschüttert.
Ihr wichtigster Anteil im Gegensatz zu anderen Freiheitsbewegungen war die innere Befreiung der produktiven Energie Libido, bzw. Orgon zu der andere Freiheitsbewegungen bisher nicht vorgestoßen waren. Sie war auch insofern radikaler als alle anderen vorher existierenden Freiheitsbewegungen und konnte es auch nur durch den Stand der damaligen Naturwissenschaft sein.
Soziologie und Psychologie erwarben durch die Entdeckung der Orgonenergie ein solides Fundament und der dialektische Materialismus entwickelte sich zum energetischen Funktionalismus, wie Reich es jetzt formulierte.
Die Massen sowie die Fachwelt blieben jedoch davon ungerührt. Neben der Psychoanalyse wurde Reich besonders von der kommunistischen Bewegung bekämpft. Wahrscheinlich gibt es nichts tödlicheres als frustrierte Liberale. Das Bloßstellen der kommunistischen Impotenz wurde Reich niemals verziehen.
Zu diesen Personen zähle ich auch. Ilse Ollendorf, Reichs spätere Frau in der amerikanischen Immigration, die mit Willy Brand zusammen in der SAP, der Sozialistischen Arbeiterpartei war und nach Reichs Tod dessen Demontage in der Öffentlichkeit betrieb. In der Tiefe sind alle überzeugten Sozialisten eine verschworene Gemeinschaft.
Einer der hauptsächlichsten Fehler ging jedoch auf Reich selbst zurück. In seiner Frustration über die Liberalen Freiheitshausierer, wie Reich sie wohl auch zu Recht nannte, die nicht meinen was sie sagen, glaubte er mehr an den Konservatismus als eine reduzierte, jedoch ehrlichere Art von Lebensauffassung mit mehr Kontakt zur Realität.
Hier begegnen wir einer Babykrankheit Reichs, die er selber leider nicht mehr revidieren konnte. Sicherlich wäre er in der Zukunft von den Konservativen ebenso enttäuscht gewesen, wie er es von den Liberalen war, obwohl der Konservative besser in der Realität fundiert ist als der Theoretiker von neuen, unerprobten Freiheiten. Ein rein pragmatischer Vorteil. Er übersah auch dabei, daß gerade Konservative hauptsächlich an sich selbst interessiert sind und weniger an gesellschaftlichen Verbesserungen. Das macht ja gerade den Konservatismus aus.
Dieses Fehldenken war der Anfang der sich später entwickelnden reaktionären Orgonomie in den USA, die mit dem jungen Reich aber auch gar nichts mehr gemein hatte. Nach Reichs Tod erstarrte die Orgonomie zu einer Bewegung amerikanischer Konservativer. Zu diesen konservativen Werten gehörte auch der Stolz auf die Freiheit des kapitalistischen Unternehmertums. Die kapitalistische Brutalität, wie man sie bis heute vorfindet, bildet sowieso keinen Kritikpunkt mehr bei den Reichianern nach Reichs Tod. Auch diese Art der Revolution für kreative Arbeit ist tot. Man kämpft nur noch um Erträglichkeit.
Spätestens seit der Ermordung der Kennedys sollte man wissen, daß sich alle Gesellschaftsgruppen bevorzugt zusammen tun, um alle die zu beseitigen, die das Geldverdienen durch die Tötungsmaschinerie des Kriegs zu unterbinden versuchen.
1954 gelang es der Stalin-Symphatisantin Madrid Brady eine amerikanische Bundesbehörde auf Reich aufmerksam zu machen. Die anschließenden Untersuchungen die ein vielfaches der gesamten Orgonforschung verschlangen gipfelten in einer gerichtlichen Anordnung, die die "orgonomische Forschung unter Strafe stellte. Orgongeräte mußten unter Behördenaufsicht vernichtet werden, die gesamte Literatur wurde verboten und verbrannt. Wegen einer Bagatelle (Dr. Silvert, ein Mitarbeiter Reichs transportierte einige Orgonakkumulatoren in einem LKW über eine innerstaatliche US-Grenze, was inzwischen gerichtlich verboten war) mußte Reich eine Gefängnisstrafe von 2 Jahren antreten die er nicht überlebte.
Die akademische postreichianische Bewegung fürchtete um ihr Überleben, wurde angepaßt und rechtskonservativ und prägte ein hierarchisches System heraus, das alle Merkmale dessen aufwies, was man gleichzeitig den Kommunisten in die Schuhe schieben wollte,- gezielte organisierte Unfreiheit.
Auf meiner Amerikareise 1989 bekam ich das ausgeprägt zu spüren. Je weiter die besuchten Personen von der Orgonomie weg waren, um so aufgeschlossener waren sie.
Demütigung und Unterwerfung sind in der traditionellen Orgonomie die Regel. Es wird nach unten getreten und nach oben aufgeschaut. Entsprechend gerne baut man auch Feindbilder auf.
Unterdrückte Menschen haben immer einen starken Hang zur Mystifikation und zur Feindbilderzeugung, an der man sich abreagieren kann. Sie selber sind Gefangene einer Ideologie, die sie mit Freiheit verwechseln und deren Sklaven sie sind. Auch hier in Europa gaben diese Vertreter kein gutes Bild ab und versuchten viel Druck auf freiheitliche Menschen auszuüben.
Wir bedauern jeden, der in ihre Fänge gerät und Jahre braucht um sich wieder davon zu befreien.
Die heutige Unterdrückung geht durch alle Institutionen. Am stärksten ist sie jedoch immer dort ausgeprägt, wo man versucht angebliche Freiheit und Wahrheit zu organisieren.
War man in den politischen Organisationen nur reaktionär, wenn man nicht der politischen Linie entsprach, so ist man in der Orgonomie entweder nicht ganz gesund, oder schlicht einfach krank.
Die, die das aussprechen, empfinden sich selber als nicht krank. Zwar geben sie theoretisch zu, daß auch sie ihre Macken haben, aber praktisch wollen sie immer die Gesundheitsführung beanspruchen.
Da sie elitär sind und oftmals nur konventionelle und keine richtigen Kontakte haben, haben sie auch meist keinen Zugang zu einer Kritik und können sich so nicht weiterentwickeln. So hatte diese Art von Orgonomie auch keine Schwierigkeiten jede Art sozialistischer Bestrebungen als reine liberale (krankhafte) Oberflächlichkeit zu deuten. "Liberal "ist ein Schimpfwort in der Orgonomie!
So hatte man auch keine Probleme den ersten Atombombenabwurf der Amerikaner über Japan zu glorifizieren, zudem wohl der feige Liberale nicht fähig wäre, da er Angst vor echter Stärke hat.
Spätestens hier zeigte sich eine reaktionäre orgonomische Ausprägung mit nationalem Charakter. Da gibt es die guten, die können besser leben wenn man ein paar Böse, auch Frauen und Kinder lebendig atomar röstet - welch ein orgonomischer Standpunkt! Wie schade, daß nicht gleich auch alle Liberalen und Kommunisten zu dieser Zeit in Japan waren.
Das ist Nationalismus und keine Orgonomie mehr (Orgonomischer Nationalismus). Hier zeigte die Orgonomie ihr bisher bösestes Gesicht: Alle Menschen sind gleich - aber einige Menschen sind gleicher.
So begann das Ende der Orgonomie bereits in den 60er Jahren in Amerika. Auch hier der Rückfall in die 2oer Jahre Freuds. Wie bei Freud die Libido gesellschaftlich sublimiert werden mußte, so mußten auch die Anhänger der Orgonomie sublimieren und zwar in rechtskonservative Ideen. Wir können hier nur noch einen historischen Unterschied erkennen. Obwohl die Orgonomie die Genitalität befürwortet, befürwortet sie das meist nur theoretisch - die nötige Freiheit die die Genitalität benötigt, will sie nicht praktisch mitorganisieren.
Würde man die Orgonomie mit einem Elternhaus vergleichen, so wäre die Atmosphäre patriarchalisch -die Familienidylle verlogen. Die Eltern hart und lieblos, die ganze Atmosphäre ziemlich unkreativ und freudlos. Würden die Kinder sich beschweren, so wären sie unerzogen und würden der Disziplin unterzogen oder besser noch auf die Straße gesetzt. Würde man mangelnde Wärme einklagen, so wäre man infantil und würde zum Psychiater geschickt.
Eine intakte Familienstruktur wäre hier orgonomischer als die Orgonomie, in der gesellschaftliche Verhältnisse kleinkariert und unemotional bleiben.
So ist es auch kein Wunder, daß man viele graue Mäuse in der Orgonomie findet, die Personen mit Glanz beneiden, die ziemlich durchtrieben sind.
Ähnlich wie in Ländern mit viel Sonne, wo die Menschen lebendig und dementsprechend die reaktionären Kirchen stark sind, finden wir diese Parallele auch in der Orgonomie wieder - einen starken Überbau kreiert von Theoretikern, die uns sagen wollen was gesund und richtig ist, unter Einbeziehung einer mangelhaften Selbstkritik. Dieses Prinzip hat fatale Folgen, weil sie zur Vergiftung im sozialen Leben führt - denn echte Revolutionäre sind diese Menschen nicht.
So geht es auch hier meist nur um die Ausbeutung zum Selbstzweck. Aus diesem Grunde wird aus einem Konservativen nie ein guter Orgonom, auch wenn es Mode geworden ist, daher zu plappern, die Orgonomie sei konservativ.
Das normale Leben bleibt davon unberührt - zumindest , solange wie man nicht in die Fänge der Kirche "Orgonomie" gerät. Wie bereits erwähnt, kriminalisierten sie in den Vereinigten Staaten die Orgonomie, sodaß sich neben dieser politisch rechten Orgonomie keine echte orgonomische Subkultur entwickeln konnte.
Die aufkeimenden Freiheitsbewegungen, so beschränkt sie vielleicht teilweise auch waren, entwickelten sich dann auch Mitte der fünfziger Jahre in den USA. Nicht aus einer orgonomischen Bewegung heraus, sondern aus der Subkultur. Dieses Beispiel traf auch für Europa zu. Auch im weiteren Verlauf zeigte es sich, daß die Orgonomie wenig Einfluß auf gesellschaftliche Veränderungen hatte, außer der 68ger Studentenbewegung (1967- 1969), die in wesentlichen Teilen theoretisch auf Reich basierte, trotz des Unverständnisses von Marcuse für den späten Reich. Natürlich waren diese Bewegungen sozialistisch und das nicht aus ideologischen Gründen, sondern wegen ihrer Geistesoffenheit und Gesellschaftsbezogenheit.
Es war vor allem das Fehlen der Reichschen Spätschriften in Europa, die es verhinderte überhaupt Einblicke in den späten Reich zu bekommen.
Erst 1972 (mit Ausnahme der sexuellen Revolution von der Europäischen Verlagsanstalt 1966) veröffentlichte der Kölner Verlag Kiepenheuer und Witsch die Spätschriften in deutscher Übersetzung.
Die aufkommende Bioenergetik, die ihre Schriften im Schnellschußverfahren produzierte, gab sich innovativ und kritisierte direkt zu Anfang Reichs Ansatz grundlos als therapeutisch nicht ausreichend, obwohl sie selbst theoretisch wie praktisch weit hinter die Orgontherapie zurückfiel. So zum Beispiel entnahm sie das Herzstück der Therapie, die Sexualökonomie und die real existierende Orgonenergie. Sie hatte riesigen Erfolg damit. Bioenergetik wurde schlichtweg "die Körpertherapie".
Auch gleichzeitig begann sich, wenn auch zögerlicher , das Interesse am ursprünglichen Reich erneut zu regen. Der Orgonakkumulator wurde durch uns in Deutschland hergestellt und populär gemacht. Die Müllerstrasse in Berlin gab das Buch: "Der Orgonakkumulator nach Wilhelm Reich" heraus und begründete damit die Orgonakkumulatorproduktion, die bis heute noch von der Orgontechnik Joachim Trettin wahrgenommen wird.
Die psychiatrische Orgontherapie wurde in München praktiziert und gelehrt, fand aber so gut wie keine Verbreitung. Dafür blühten die neoreichianischen Methoden, weitab von Reichs ursprünglicher Orgontherapie. Obwohl Ärzte gerne das Monopol auf psychiatrische Orgontherapie erheben, praktizieren doch die meisten Ärzte, die durch eine solche Therapie gingen, diese Therapie nicht beruflich -wahrscheinlich aus finanziellen Erwägungen.
Auch die Ansätze zur ärztlichen Weiterforschung der Behandlungsmethoden versandeten schnell. Es gab lediglich Studien, die nur noch als Prestigestudien einen Wert hatten, so wie in Berlin und München. An einer wirklichen Arbeit mit dem Akku war niemand interessiert, jedenfalls nicht langfristig. Forschung kostet Geld und Arbeit und die wollte oder konnte man zumindest da nicht reinstecken. Mitte der 70er Jahre gab es eine andere Komponente, diesmal mit eindeutig faschisdoidem Charakter. Es war die sogenannte Aktions Analytische Organisation, AAO genannt, die von einem Aktionskünstler, der durch Lebendschlachtungen von Tieren auf der Bühne, sowie durch Fekalienaktionen und öffentlichem Geschlechtsverkehr in Österreich bekannt wurde. Die AAO verstand sich als das reichianische Gesellschaftsmodell und zog speziell Intellektuelle aus der linken Szene in Deutschland an. Eine promiskutive Sexualität wurde zwangsverordnet. Liebe galt als krank. Es gab eine harte Hierarchie in der der als gesund galt , der andere beherrschen konnte und der als krank, der dieses Prinzip nicht anerkennen wollte. Ursprüngliche Inhalte verkamen sehr schnell zu einer Maschinerie, die Menschen mittels Ideologie, Brutalität und Isolation zu beherrschen und auszusaugen versuchte.
Die Therapie der Aktionsanalyse schaffte es rein technisch nicht Panzerungen zu lösen, so waren die "Darstellungen der Krankheit" die man vor der Gruppe allabendlich vorführen mußte mechanisch und frustrierend. Irgendwann hatte man genug davon und es war angesagt nur noch "positive" Darstellungen zu produzieren, was natürlich mit einer Krankheitsaufarbeitung rein gar nichts mehr zu tun hatte. Deshalb wurde die Krankheit auch als "negativ" abgeschafft, statt dessen Gesundheit geprobt. Irgendwann ging es nur noch darum, daß die Gesunden sich über die Kranken, die es noch nicht begriffen hatten, organisierten. Nach dem Motto: "Wer sein System nicht durchsetzen kann, ist nicht realitätstüchtig." Die Oberschicht erhob sich zum historisch "1. Menschen in der Geschichte", die anderen nannte man "denkende Tiere", - Deties abgekürzt.
Die AAO zog vor allem Menschen mit einer unbewußten unterdrückten Sado/Masochistischen Struktur an. Die meisten kamen aus der linken Szene, gingen teilweise gruppenhaft in die AAO (wie eine linke Redaktion aus einer norddeutschen Stadt 1976 ) , bürgerliche Individuen folgten. Die linke Szene stand so fassungs- und hilflos vor dieser Entwicklung wie der deutsche Kommunismus vor dem Faschismus in den 30er Jahren.
Tatsächlich war die AAO wie auch der deutsche Faschismus tief in die menschliche Struktur vorgedrungen, tiefer als die üblichen Sozialgruppen, die dann auch Konkurrenz zur AAO hatten. Andererseits gaben sie einem einen Vorgeschmack, was passieren könnte, wenn irrationale Gruppen Reich aufgreifen und sozial zu organisieren versuchen würden.
Die AAO fand zum Glück international keinerlei Beachtung, obwohl sie sich schon ausgerechnet hatte, in welchem Jahr sie gemäß ihrer Zuwachsraten die Weltherrschaft antreten würde. Sie war zu elitär um eine wirkliche Massenbewegung zu werden. Sie hatte nach ihrem eigenen Maßstab eben nicht das Bewußtsein sich realistisch durchzusetzten -Gott sei Dank.
Eine Nachfolgeorganisation in abgemildeterer Form in der Nähe Berlins existiert heute noch und ist auch bevorzugter Veranstaltungsort für die Ideenvermittlung entstellter Lehren Reichs. Eine Kritik der AAO brachte sie bis heute nicht zustande.
Interessant war es die Lebensläufe von Personen zu verfolgen, die nach mißlungenem Aufstieg, ohne Kritik zu üben, aus der AAO bei Nacht und Nebel wegliefen und deren Feigheit nicht unbegründet von der AAO als Verätercharakter erkannt wurde.
Trotz der Ungerechtigkeit, deren Opfer sie wurden, waren sie später nicht in der Lage eine Kritik zu üben. So aggressiv wie sie vorher nach oben strebten hielten sie nun den Mund und wollten von allem nichts mehr gewußt haben.
Bei anderen die ich traf, stellte ich fest, daß die AA sie verändert hatte. Entweder waren sie opportunistischer und verschlagener als vorher, oder sie hatten eine Neigung entwickelt eine gewisse Bösartigkeit nach außen zu tragen, herrschen zu wollen oder es für legitim zu halten, ihre Assozialität nach außen zu tragen.
Die AAO-Erfahrung gibt der Reich These recht, das Freiheit nicht massenhaft organisiert werden kann, was auch Reichs Ausstieg aus "politischen" Organisationen zur Folge hatte und das Konzept der Arbeitsdemokratie begründete, wovon heute kein Reichianer etwas wissen will.
Die AAO als ein Kind der Reichtheorie bildet in dieser Kritik die Ausnahme, da sie sich nicht innerhalb der konventionellen Orgonomie verstand. Sie begriff Orgonomie überhaupt nicht und kann auch deshalb nicht in diesen Rahmen gestellt werden. Sie mystifizierte u.a. den Orgonakkumulator als materiellen Ausdruck der Panzerung und zeigte damit auch ihr primitives intellektuelles Auffassungsvermögen, das man in unterdrückerischen Organisationen nicht selten vorfindet. Trotzdem gehört sie in den Rahmen der Umstrukturierungsversuche die auf Reich basieren und sollten deshalb als Exponent nicht ungenannt bleiben.
Die organisierte Orgonomie amerikanischer Prägung gab Anfang der 80ger Jahre ihr Debue auf deutschem Boden. In ihrer einzigen Veranstaltung in München ließ sie, um sofort klar zu stellen, wie man mit Widerspruch umgeht, die Polizei rufen, um einen Besucher entfernen zu lassen, der es wagte, lautstarke Kritik zu äußern. Das war kein guter Einstieg in einer Stadt, in der gerade der einzig lebende Orgonom Deutschlands verstorben war. Das war kein Zufall. Hier wollte man in seine Fußstapfen treten.
Um die eigene Autorität klar zustellen, wurde das Gerücht in die Welt gesetzt, dieser Therapeut wäre inkompetent, ja habe sogar Patienten krank gemacht.
Ein anderer in Berlin bekannter Orgonom aus den USA , der mit dieser Organisation verbunden war, griff dieses Gerücht 15 Jahre später wieder auf und nannte namentlich eine von diesem Gerücht betroffene Person in einem Rundbrief, die heute als Arzt arbeitet und es gewagt hatte sachliche Kritik an ihm zu äußern. Dieser Brief wurde an eine Auswahl von Personen geschickt, auf die man Einfluß nehmen wollte, indem man öffentlich etliche Personen als bizarr oder krankhaft abzustempeln versuchte.
Ähnlich wie in der AAO wurden die als krank bezeichnet, vor denen man fürchtete, sie könnten die angestrebte Macht und deren Sicherung untergraben.
Diese Art der Öffentlichmachung, die auch Inhalte der ärztlichen Schweigepflicht betrifft, versteht man feiger Weise als eine orgonomische Kritik.
In diesem Zusammenhang fällt auch die Schließung der OML "orgonomic mailing list ", Mitte der 90er Jahre, die bis dahin ein öffentliches Forum der Kritik war und die Möglichkeit zur Öffentlichkeit darstellte. Auch hier versuchte dieselbe Quelle Einfluß zu nehmen.
Noch schlimmer ging es in den 8oger Jahren in einem Land in Europa zu, wo man von Patienten verlangte von ihrem früheren Therapeuten, von denen die Patienten jahrelang betreut wurden, abzuschwören, d.h. sich dahingehend zu äußern, daß dieser inkompetent wäre (eine unglaubliche Forderung an einen Patienten). Die Weigerung wurde als therapeutischer Widerstand ausgelegt und so behandelt.
Solche Methoden sind nicht nur medizinisch inkompetent, sondern sie benutzen Menschen, die sich ihnen anvertrauen zur Etablierung von Machtinstitutionen, die der Patient auch noch selber bezahlen muß.
Sie können nicht anders als kommunistisch im totalitären Sinne gewertet werden und wurden von der orgonomischen Gruppierung praktiziert, die behaupteten Erzfeinde des Kommunismus zu sein. Solche undemokratischen Vorgehensweisen mit Patienten erinnern an die Inquisition des Mittelalters und nicht an die Methoden einer Bewegung, die Freiheit auf ihre Fahnen geschrieben hat.
Ende der 80ziger Jahre glaubten einige Amerikaner, daß Deutschland ein orgonomisches Paradies wäre. Reich war hier nicht verboten, sondern wurde zum Teil an öffentlichen Institutionen gelehrt, die Orgonakkumulatorkultur blühte und verfügte über mehr Wissen als in den USA, weil man hier praktisch damit arbeiten konnte.
Das meiste wurde, wenn auch nur theoretisch gelehrt, denn diejenigen die über Mikroskopie sprachen, hatten meist nie durch ein Mikroskop gesehen oder wenn, dann sich nur oberflächlich damit vertraut gemacht. Auch die, die über Therapie sprachen hatten damit selber nur oberflächliche Erfahrungen.
Mängel gab es vor allem in der mikroskopischen Arbeit. Sie war der Ausgangspunkt Reich korrigieren zu wollen, beantwortete aber die selbstgestellten Fragen nicht experimentell. So wurde die mikroskopische Arbeit der erste Versuch, Reichs Arbeit als beschränkt hinzustellen. Zum Beispiel wurde behauptet, Lichtkränze wären rein technisch erzeugt, die Pulsation der Bione würde es nicht geben und die Orgonenergie wäre nicht blau. Ja man verstieg sich sogar dazu zu behaupten Orgonenergie wäre keine Energie. Damit fiel man in das Zeitalter idealistischer Philosophie zurück.
Beweise dafür wurden nicht erbracht und einige folgten dem Fehler, indem sie nur noch schwarz/weiß-Bilder veröffentlichten. Es bedeutete eine Abkehr vom Farbbild, daß jeder Betrachter zwangsläufig im Mikroskop sieht (es gibt keine s/w- Mikroskope) und nicht mehr zu interpretieren lernt.
Das war eine eindeutige Demontage Reichs, gefolgt von Therapien, die mit Reich außer dem Namen auch nicht mehr so viel zu tun hatten.
Dies war alles so tendenziös, daß sich daraus 2 Lager ergaben, daß der Fundamentalisten und daß derjenigen, die sich durch den erwartenden Erfolg eines angepaßten Reichs anziehen ließen (Realos). Die letztere Gruppe gab den weiteren Ton in der deutschen Reichlandschaft an und wurde als vorbildlich erachtet.
Sie hatte keine Schwierigkeiten ausgediente Reich-Veteranen an sich zu ziehen, die durch sie im Alter noch einmal Aufmerksamkeit erfuhren und sich dafür der Kritik enthielten.
Diese Kritiklosigkeit hat der Bewegung erheblichen Schaden zugefügt und den damit verbundenen Opportunismus hoffähig gemacht.
Eine echte kritische Struktur, die in Deutschland hätte entstehen können , entstand so nicht.
Die Orgonomie war jetzt auf eine aufstrebende Mittelschicht zugeschnitten, die nach oben wollte und in der die kritische Intelligenz der 60er Jahre völlig fehlte. Das Konzept war, Reich in seinem Namen so abzuschleifen, daß er für Ärzte eventuell akzeptabel sein konnte. Da mußte vieles verschwinden und viele bürgerliche Attribute mußten her. Doch auch dieses Konzept ging nicht auf. Eine breite Ärzteschaft konnte nicht gewonnen werden. So waren nur die zerstörerischen Akteure die Nutznießer dieser Demontage. Wahrscheinlich war es auch so beabsichtigt, denn wehren konnte sich die Orgonomie zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr.
Eins der größten Tabus war die Arbeitsdemokratie von Wilhelm Reich. Hatte vieles zumindest noch den "Anschein" diskutierbar zu sein, so traf das auf die Arbeitsdemokratie nicht mehr zu. Das zeigte den psychopolitischen Ansatz der deutschen Reichbewegung und die erste Bereitschaft Arbeiten zu unterschlagen oder mißzuinterpretieren, um den Preis des Traums einer vielleicht möglichen politischen Bewegung.
So wurde behauptet, die Arbeitsdemokratie wäre ein diffuses Konzept, das keine Aussagekraft hätte, oder Arbeitsdemokratie würde es nur in der gesunden Gesellschaft geben. Oder man log sich einfach heraus, indem man behauptete, Reich könne nur verstanden werden, wenn er kausal gelehrt würde. Die Darlegung der Arbeitsdemokratie käme am Schluß. Reich entwickelte sie aber 1936, nicht 1957, in einer Periode also , in der sich soziale und psychoanalytische Organisationen gegen die Entdeckung der Lebensenergie und ihrer sozialen Konsequenzen wendeten. Reich sah sich gezwungen theoretisch zwischen Arbeit und Politik zu trennen und faßte die Tätigkeit an der sozialen Verbesserung selber als Arbeit auf, während er dem Politisieren nicht das Attribut der sozialen Arbeit einräumte.
Arbeitsdemokratie sollte eine Gesellschaftsveränderung aus dem rationalen Arbeitscharakter entwickeln, der jeder gut funktionierenden Gesellschaft zu Grunde liegt. Das hätte natürlich auch in erster Linie bedeutet, diese Selbständigkeit in der Arbeit zu fördern, Schwerpunkte auf die freie Entwicklung und deren Einrichtungen zu richten und diese zu fördern.
Nimmt man sich die Mühe, sich die Arbeitsdemokratie theoretisch zu erarbeiten und begreift man ihren historischen Entwicklungscharakter, so sind die Folgerungen recht simpel und einleuchtend. Warum war man also dagegen - die Antwort ist einfach: Eine reichianische Arbeit gab es nur theoretisch. Es gab sie nicht praktisch. Reich-Agitatoren waren Anheizer, die in einer praktischen Arbeit nicht gegründet waren. Später versagten sie in der praktischen Arbeit kläglich und verschoben ihre Agitation auf andere Gebiete, die sie als innovativ verstanden wissen wollten.
Letztlich fand die Arbeitsdemokratie außer bei uns nirgends eine Würdigung. Artikel die wir darüber schrieben galten als unerwünscht und wurden von psychoanalytischen Zeitungen ebenso abgelehnt wie in den deutschen Reich-Printjournalen. Erst das Internet machte es möglich auf Fachzeitschriften verzichten zu können, die sowieso nur eine kleine Auflage haben und bei denen man dem Wohlwollen der sozial wenig interessierten Redakteuren ausgesetzt ist.
Unter der Mithilfe eines amerikanischen Publizisten sind unsere Arbeiten über Arbeitsdemokratie inzwischen in Deutsch sowie in Englisch international weltweit einsehbar.
Auch die weiteren Arbeiten in Berlin traten auf der Stelle und verschoben sich eher auf eine Repräsentation, zu der nur ausgewählte Mitglieder zugelassen waren, die Anpassungsbereitschaft signalisierten. An denen die arbeiten wollten zeigte man wenig Interesse. Das ganze hatte eher den Charakter eines Doktorclubs mit Hausmacht.
Das führte zu Auseinandersetzungen aus denen das "Institut für Orgonforschung und Orgontechnik" hervorging, als eine Gruppe von praktisch Arbeitenden, die auf fast allen Gebieten der Orgonomie wirken und ihre Arbeiten in Artikeln, Tabellen, Fotos , Filmen und Vorträgen darstellen.
Auch hier zeigte es sich, wie wichtig es ist eigene Forschungsprojekte, Gelder und Produktionsmittel zu besitzen.
Insofern können wir nur betonen, wie wichtig es für alle Arbeitenden ist, sich dieses Instrumentarium zu sichern und sich nicht von anderen davon abhalten zu lassen sie zu besitzen, wie man es auch bei uns versuchte.
Mehr als einmal wurden wir aufgefordert uns hierarchischen Strukturen zu unterstellen, und man versuchte den Stolz auf unsere Unabhängigkeit zu drücken.
Begegnungen mit Personen aus den USA die zu uns nach Europa kamen, zeigten uns zum Teil die verheerenden Folgen der autoritären Traditionen.
Wie in jeder autoritären Organisation, in der sich die Menschen zwängen lassen, hoffen sie irgendwann einmal selber Chef sein zu können und andere in die untergeordnete Rolle mittels repressiver Mechanismen, die sie selber erdulden mußten, zwingen zu können.
Sie bevorzugen Personen die ihrer Karriere nutzen und die Karriere ist auch wohl das Einzigste, um was es ihnen in diesem Zusammenhang geht. Bei jeder Schweinerei die die Reichsche Theorie entstellte oder die ernsthaft Arbeitende in ihrer Arbeit behindert, drücken sie nicht nur ein Augen zu, wollen angeblich von nichts wissen oder verteidigen sich, indem sie Kritiker diskreditieren.
Liebe Freunde - wir kennen Euch jetzt und hoffen das auch die andern lernen mögen eure Motive zu durchschauen.
Es dauerte jedoch einige Zeit bis uns das klar wurde, was sich hier tat und zwar weil sich in uns auch etwas weigerte, das glauben zu wollen was sich vor unseren Augen auftat. Zunächst reagierten wir wie in einer Schocksituation- die sich allmählich in Wut verwandelte und dann fingen wir an zu begreifen. Aus solchen Mechanismen kann man sich nur durch Selbständigkeit befreien und indem man sich nicht von den ganzen Lügen beeindrucken läßt.
Schließlich hat man ja selber einen Kopf und verfügt über Erfahrung. Diese Art von Erwachsenwerden ist sehr unangenehm und ernüchternd. Ich selber hätte mir das gerne erspart. Doch schafft man es, das Prinzip des grundsätzlichen Vertrauens in ein generelles Mißtrauen zu wandeln, hat man einen wesentlichen Schritt nach vorne gemacht. Nicht alle meine Freunde überstanden den "orgonomischen Angriff" unbeschadet. Es gab Wechsel ins opportunistische Lager, andere konnten ihre Wut auf die Enttäuschung nicht überwinden und verharrten in Depression oder, die Orgonomie wurde belanglos für sie und unglaubwürdig. Andere fingen an die Orgonomie zu hassen.
Anfang der 90ger Jahre setzte sich der Begriff Orgon immer als Synonym für freie Energie durch, mehr oder weniger losgelöst von seinem ursprünglichen Inhalt. Die Energieszene hatte ein neues Schlagwort- Orgon.
Diese Bezeichnung war jetzt völlig seiner innewohnenden Begrifflichkeit entfremdet. Es stand in keinem Zusammenhang mehr mit ihrem sexualökonomischen Hintergrund und folgte auch weder den bioenergetischen noch den charakterlichen oder physikalischen Gesetzen für die "Orgon" eigentlich der Oberbegriff war.
Es gab zwar Darlegungen über diesen Mißstand- doch niemand interessierte sich dafür. Ich fing allmählich an zu ahnen, daß sich der Begriff Orgon bereits in einer Art Ausverkauf befand.
Mitte der 90er Jahre gab es dann die ersten Angriffe von kommerzieller Seite auf Kritiken, die sich mit orgonomischen Verfahren beschäftigten. Mit anderen Worten, es ging ums Geld und nicht nur das. Man versuchte die Möglichkeiten des bürgerlichen Gesetzbuches zu nutzen von anderen Gelder abzukassieren. Auch wir waren von einer dieser Maßnahmen betroffen.
Dies hat mit dem Geist der Orgonomie nichts mehr zu tun, es zeigt aber sehr deutlich den Verfallsprozess. Als Beobachter waren andere Personen in diesen Prozess involviert, die alles verfolgten, aber dazu nichts zu sagen hatten.
Es waren die Repräsentanten der Orgonomie in Deutschland. Hilfe bekamen die Betroffenen jedoch von Ihnen nicht, was eigentlich zeigte , daß ein Druck gegen fundamentale Reichianer willkommen war.
Das war ein weiteres Indiz für die freundliche Gesinnung einer Reich-Demontage. Das schloß sich nahtlos an die fehlende Resonanz auf mein Kritikpapier 95 an, indem ich bemängelte, daß der physikalische Begriff Orgon abgeschafft wurde und zwar von den Personen, die Wilhelm Reich offiziell in Deutschland repräsentieren wollten.
Gesellschaften in denen Universitätsprofessoren sitzen, sollten nicht Erkenntnisse des Wissenschaftswerks Wilhelm Reichs per Beschluß abschaffen, wenn sie nicht auf diesem Gebiet geforscht,- oder zumindest einen Nachvollzug geleistet haben. So eine Vorgehensweise ist völlig unwissenschaftlich. Das war aber hier in Deutschland der Fall. Es ist mir völlig unverständlich, wie man seinen Namen für so etwas hergeben kann.
In diesem Zusammenhang fiel mir die akademische Depression gegenüber dem Reichschen Wissenschaftswerk auf, die weltweit existierte. Niemand nahm Anteil und jeder sah, daß niemand Anteil nahm - natürlich auch die, die bereits zu größeren Schlägen ausholen wollten. Der Wandel von der Wissenschaft zur Vermarktung durch "Korrektur" war akzeptiert. Das sind die Tatsachen die immer stillschweigend vor sich gegen, von denen keiner spricht und die man nur selber erfahren kann, weil keiner darüber berichtet. - Es ist die dunkle Seite des reichianischen Wissenschaftwerks.
Aber selbst Kampfgenossen für die Orgonenergie fingen an mit diesem Trend zu liebäugeln, als man ihnen anbot auf den fahrenden Zug noch in letzter Minute aufzuspringen.
Ich spreche hier von einer Publikation in dem sich alle zusammen darstellen ließen, Kritiker sowie auch Reichdemonteure, - und wodurch die Reichdemonteure quasi dadurch von ihren Kritikern als legitim erachtet wurden - einfach widerlich.
So mußten wir uns belehren lassen, daß doch ein fahrender Zug letztlich doch sinnvoller erachtet wurde als ein stehender. Spätestens ab diesem Punkt bekamen wir ernsthafte Zweifel an der Ehrlichkeit der Orgonomie überhaupt.
Wir trennten uns von allen organisatorischen Verbindungen, die bestanden. Innerlich blieben wir dem orgonomischen Denken und der praktischen Arbeit verbunden.
Dann gab es eine weitere Entwicklung, die man nicht anders als schockierend bezeichnen kann, obwohl selbst die sich, wie sich noch später zeigte, noch überbieten ließ.
War es früher üblich, Theoretiker zu kritisieren oder Korrekturen anzubringen, so brachten die 90er Jahre ganz neue Möglichkeiten Einfluß zu nehmen.
Es wurde nämlich jetzt möglich, daß die Verstorbenen nach ihrem Tod wieder sprechen und ihre eigenen Theorien aktualisieren, ergänzen oder gar revidieren. So auch geschehen im Fall von Wilhelm Reich -Willy spricht wieder.
Das glauben Sie nicht? - Dann leben Sie anscheinend nicht in unserer Zeit, denn die Reichszene akzeptiert und propagiert das sogar, ein interessantes Phänomen nicht wahr? Und Willy ist natürlich gottesfürchtig, wie es sich im esoterischen Bereich auch ziemt (der Übervater ist überall), ja auch der liebe Gott und sein Sohn sind in diese Geschichte involviert.
Natürlich sind wir nur gewöhnliche Sterbliche und haben nicht so außergewöhnliche Kontakte zum Himmel, trotzdem erlauben wir uns einige Fragen dazu.
Z.B. wenn Wilhelm Reich jetzt überzeugter Christ ist und den Kontakt zur Erde sucht, warum nimmt er nicht Kontakt zu seiner Tochter auf, die ebenfalls überzeugte Christin- und zudem juristisch eingesetzte Vollstreckerin seines Werkes ist. Warum macht er das mit Fremden, mit denen er zu Lebzeiten nichts zu tun hatte? Warum findet gerade sie als seine Stellvertreterin keine Erwähnung in dieser Geschichte? Wir finden das schon recht seltsam, wie die Leute da oben denken.
Auch ist verwunderlich, daß man alles was Reich sagt auch überall in der esoterischen Literatur mehr oder weniger anderwärts lesen kann.
Ebenfalls , ein Reich der im Himmel irdische Bücher liest ist sehr befremdlich denn bisher waren sich Esoteriker darüber einig, daß Geistwesen keine Bücherseiten blättern können.
Es gäbe viele Fragen dazu, die wir hier jedoch nicht stellen wollen.
Desweiteren: Bei Inkarnationsangelegenheiten ist es ein übliches Verfahren eine Inkarnation unabhängig von anderen bestätigen zu lassen. Dieses Verfahren fand hier ebenfalls keine Anwendung. Wer wird hier heutzutage eigentlich nicht gechannelt?
Auf jeden Fall brachte das Ganze uns "autorisierte" neue Orgongeräte mit neuem Namen und einem registrierten Warenzeichen.
Doch dieser Zug wurde von anderer Seite gut beobachtet und wurde Argument zu noch Größerem.
Im Jahre 1997 bemühte sich eine Person in der BRD um eine Lizensregistrierung für das Wort "Orgon" beim Patentamt München
Wie mir Kollegen berichteten stellte er anschließend Rechnungen für Personen, die den Begriff Orgon benutzten und zwar in erheblicher Höhe für eine Jahreslizenz, die alljährlich erneuert werden mußte und die jeweils für eine Orgonkategorie benutzt werden konnte - andere Kategorien wurden erneut besteuert. Wie mir mitgeteilt wurde waren auch Verlage mit weit höheren Summen betroffen. Das war dann auch wohl der Anstoß dafür, dieser Sache juristisch ein Ende zu machen.
Der Begriff Orgon wurde von Wilhelm Reich Ende der 30er Jahre geprägt. Seitdem wurde er in der Öffentlichkeit benutzt und kann nur aus Unkenntnis als Lizenz vergeben werden.
Doch soetwas kostet vor allem Zeit und die wieder Geld. Verdiener sind heute die Juristen.
Soetwas hatte es bisher noch nicht gegeben. Es stellte den absoluten Gipfel dessen dar, was bereits seit Jahren in der Orgonomie läuft - der legalisierte Ausverkauf.
Die bisher hier beschriebenen Fakten, die sicherlich nur ein Auszug aus den mannigfaltigen Ereignissen sind, sprechen für uns eine klare Sprache.
Wir jedenfalls glauben an die Orgonomie als Freiheitsbewegung nicht mehr. Wir glauben an Reichs Wissenschaftlichkeit der Orgonenergie - aber nicht mehr an die Orgonomie. Orgonomie gehört für uns der Vergangenheit an - so wie die sozialistische oder kommunistische Bewegung. Wir haben nichts mehr damit zu schaffen.
Lido degli Estensi, Italien im Oktober 1997
John Trettin und Beate Freihold in Rangeley, Maine, USA,
in der Nähe des Wilhelm Reich Museums